Einzelrohrverfahren
Im nachfolgenden Anwendungsfall wird die Renovierung einer defekten Kanalhaltung aus Betonrohren der Nennweite DN 400 mit einer Haltungslänge von 50 m mit Einzelrohren im Einschubverfahren dargestellt. Der Einbau derselben erfolgt über den vorhandenen Einsteigschacht. Dieses Verfahren zählt zur Gruppe Auskleidung mit vorgefertigten Rohren.
Die Kanalhaltung ist außer Betrieb gesetzt, gereinigt, von Abflußhindernissen befreit und kalibriert. Die Einbindungsöffnungen aller Anschlußkanäle wurden hinsichtlich Lage im Querschnitt, Form und Größe sowie Entfernung vom Schacht eingemessen und sind im Einbindungsbereich in offener Bauweise abgetrennt worden.
Zur Baustelleneinrichtung gehören:
- 1 Werkstattfahrzeug
- 1 Hydraulikaggregat
- 1 Hydraulikpresse
- 1 Mischanlage
- Einzelrohre, auf Paletten angeliefert.
Bei den Einzelrohren aus Polyethylen hoher Dichte (PE-HD) mit einer Baulänge von z. B. 700 mm handelt es sich um das SLR-Modul der Firma egeplast. Neben einer 3-Lippen-Elastomerdichtung verfügt das SLR-Modul in Anlehnung an RAL 7040 über eine coextrudierte, hellgraue Innenschicht zur Erleichterung späterer Kanal-TV-Befahrungen.
Die für den Einschubvorgang erforderliche Hydraulikpresse wird in den Startschacht herabgelassen, mit dem Hydraulikaggregat verbunden und durch Ausfahren der Stützen in der angrenzenden Kanalhaltung verkeilt.
Baustelleneinrichtung
- Hydraulikpresse
- Hydraulikaggregat
- Stopperplatte
- Einzelrohre
- Ringraumverschluß
- Mischer
- Pumpe
- Entlüftung
- Pressstation
Vorschub der Einzelrohre
Das erste Einzelrohr wird in den Schacht herabgelassen und von Hand soweit in die zu sanierende Kanalhaltung geschoben, daß die am Rohrende außen umlaufende Nut noch herausragt. Diese dient zur Fixierung des Einzelrohres im Kanal, wobei eine in die Nut gesteckte Stopperplatte ein Durchrutschen in den Kanal während des Zusammenschiebens der Einzelrohre verhindert.
Um durch eventuell vorhandene Muffenversätze und auch Schäden beim Vorschub nicht behindert zu werden, ist das erste Einzelrohr vorne angefast. Im Normalfall reicht hierfür ein Anfasen mit dem Handhobel aus.
Nach Fixierung der Stopperplatte wird das zweite Einzelrohr in den Schacht herabgelassen und mit dem Hydraulikstempel in die Rohrverbindung des durch die Stopperplatte gesicherten Rohres geschoben. Dabei rastet die Dichtung in der Innennut des fixierten Rohres ein und sorgt so für eine wurzeldichte, zug- und druckfeste Verbindung.
Danach wird die Stopperplatte entfernt und der Hydraulikstempel kann das neue Rohr soweit vorschieben, bis wiederum die Stopperplatte in die Ringnut des letzten Rohres gesetzt werden kann.
Diese Arbeitsschritte wiederholen sich, bis die komplette Rohrleitung (nachfolgend auch Liner genannt) den Zielschacht erreicht. Das letzte Einzelrohr wird gegebenenfalls als Paßstück eingebaut.
Ringraumverfüllung
Der verbleibende Ringraum zwischen der PE-HD-Rohrleitung und der Kanalinnenwand wird verfüllt. In diesem Fall ist die PE-HD-Rohrleitung zur Vermeidung von Lageänderungen gegen Auftrieb beim Verdämmen durch geeignete Maßnahmen zu sichern. Dies kann durch Einstellung einer entsprechenden Dichte des Verfüllmateriales, Befüllung des Liners mit Wasser und/oder Ballastgegenständen z.B. Ketten, Abstandhalter oder durch eine Kombination der vorgenannten Möglichkeiten erfolgen. Auch ist das Verfüllen in zwei Abschnitten möglich. Vor Beginn des Verfüllvorgangs sind Anfang und Ende des Ringraumes an den Schächten so zu verschließen, daß der Verfülldruck aufgenommen werden kann und die Kontrolle des Verfüllvorganges ermöglicht wird. Dabei erfolgt gleichzeitig der Einbau der Befüll- und Entlüftungsungsrohre sowie das höhengerechte Angleichen der Schachtsohle an den Liner.
Im vorliegenden Anwendungsfall wird die Ringraumverfüllung mit Porenleichtbeton ausgeführt, der vom Tiefpunkt der zu sanierenden Haltung aus injiziert wird und die Fixierung des Liners im Altkanal gewährleistet.
Einbindung der Anschlußkanäle
Im vorliegenden Fall wird die Wiederherstellung der Einbindung des Anschlußkanals in offener Bauweise durchgeführt. In einer Kopfbaugrube werden der Anschlußbereich fensterartig geöffnet und die angrenzende Oberfläche des PE-HD-Einzelrohres für den Schweißvorgang gereinigt.
Ein PE-HD-Formstück mit integrierter Heizwendel wird positioniert und durch Stromzuführung mit dem Einzelrohr verschweißt. Nach dem Abkühlen erfolgt das Anbohren des Einzelrohres.
In einem zweiten Arbeitsgang wird in gleicher Art und Weise das Paßstück angeschweißt.
Die Verbindung des Paßstückes mit dem Anschlußkanal kann mit einer Manschettendichtung realisiert werden.
Als Alternative zur offenen Bauweise kann die Wiederherstellung der Einbindung des Anschlußkanals auch in geschlossener Bauweise erfolgen.
Das Öffnen des Liners nach der Ringraumverfüllung erfolgt durch ferngesteuerte und TV-überwachte Spezialgeräte. Für die Einbindung am Liner kommt eine Hutmanschette mit einem verschweißbaren PE-HD-Sattelstück mit eingelegter Heizwendel zum Einsatz. Ein Beispiel einer solchen nachträglich hergestellten Anschlußkanaleinbindung zeigen die Bilder.
Ein im gleichen Arbeitsgang eingebrachter Kurzschlauch im Übergangsbereich dient als Träger für die Verklebung mit dem relativ kurzen schlauchförmigen Teil der Hutmanschette. Dieses Verfahren kann für variable Winkel (30-90°) des Seitenzulaufes (DN 100-200) bei Nennweiten des Kanals von DN 200 bis 600 eingesetzt werden.
Abschlussarbeiten
Nach der Einbindung der Anschlußkanäle können die Vorflutsicherungsmaßnahmen gestoppt und die Haltung wieder in Betrieb genommen werden.